Bestmögliche Lösung für Beschäftigte

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04.02.2011 Firma Reum: Betriebsrat und IG Metall bezogen aus ihrer Sicht Stellung zu den erfolgreichen Übernahmeverhandlungen des Hardheimer Automobilzulieferers

"Von unserer Seite ist die Übernahme der Firma Reum durch HTP sehr positiv zu bewerten. Für die Beschäftigten ist es die bestmögliche Lösung, die wir erreichen konnten. Aber man soll bekanntlich den Tag nicht vor dem Abend loben," schränkte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Tauberbischofsheim, Gerd Koch, seine insgesamt sehr positive Stellungnahme zu den jüngsten Ereignissen in dem Hardheimer Automobilzulieferer schnell noch ein.

"Verfahrensweise einmalig"

In einem Pressegespräch beleuchteten er und der Betriebsratsvorsitzende Rainer Hofmann aus Sicht der Beschäftigten und der Gewerkschaft rückblickend die erfolgreichen Übernahmeverhandlungen. Gleichzeitig fassten sie die Informationen zusammen, die in der IG-Metall-Versammlung am Freitag in der Erftalhalle in Hardheim bekanntgegeben worden sind.

"Ich hätte nie erwartet, dass das Ganze so gut ausgeht", gestand Koch ein. Er war von Anbeginn an in alle Verhandlungen mit eingebunden. "Für mich ist die Verfahrensweise einmalig." Die Beschäftigten seien insgesamt mit einem blauen Auge davongekommen.

Wichtige Erfolge

In diesem Zusammenhang lobte Koch "die gute Arbeit der Betriebsräte", die während der gesamten Verhandlungsphasen keinen persönlichen Aufwand gescheut hätten und "mit sehr großem Einsatz bei der Sache waren." Dabei nutzte der Betriebsrat die Möglichkeit, Entscheidungshilfe von einer Rechtsanwaltskanzlei in Reutlingen zu holen.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Übernahme sind IG Metall und Betriebsrat sehr zuversichtlich, was die Zukunft der Firma Reum anbelangt, und glauben, dass das Unternehmen nun wieder in ruhigere Fahrwasser gesteuert wird. Außerdem sind sie den Ausführungen von Koch und Hofmann zufolge "positiv von dem neuen Geschäftsführer Speck überzeugt."
Als wichtigste Erfolge im Rahmen des Insolvenzverfahrens sehen sie es an, dass alle vier Standorte Hardheim, Calw, Trusetal und Groß-Gerau erhalten und über 90 Prozent der Mitarbeiter weiterbeschäftigt werden.

"Zunächst gab es eine ganze Reihe von Interessenten", blickte Gerd Koch zurück. Die Rede war von 30 Unternehmen. "Aber schon im Dezember hat sich herauskristallisiert, dass eigentlich nur ein Interessent als neuer Inhaber in Frage kommt," da dieser die für Reum vorteilhafteste Konditionen unterbreitet hätte, mit besagtem Erhalt der Standorte und der Mehrzahl der Beschäftigten.

Prämisse waren die Entlassungen

Vertreter des Betriebsrates und der IG Metall gehörten der Gläubigerversammlung an, die über die Wahl des Investors entschieden hat. "Die Banken hatten ein etwas anderes Interesse", machte Koch deutlich. Sie hätten lieber einen Investor gesehen, "bei dem mehr Geld geflossen wäre". Aber letztlich habe man sich dann doch auf die niederländische Investmentgesellschaft HTP einigen können.

Als Prämisse habe der neue Investor verlangt, dass zehn Prozent des Personals abgebaut wird. Dabei handelte es sich zu 90 Prozent um Führungskräfte und Abteilungsleiter, davon der überwiegende Teil aus Hardheim (49) und Calw (11). Die Entscheidung, wer gehen musste, habe ausschließlich der neue Inhaber getroffen, betonte Koch in dem Pressegespräch. "In Rücksprache mit der IG Metall."
Ganze Abteilungen wurden verschlankt. So zum Beispiel die Lohnbuchhaltung, da diese die ebenfalls zu HTP gehörende Firma Geiger Automotive, bei der Wolfgang Speck ebenfalls Geschäftsführer ist, bereits vorhält.
40 der entlassenen Mitarbeiter traten der eigens gegründeten Beschäftigungsgesellschaft bei. "Es besteht die Möglichkeit, sie von dort jederzeit wieder zurückzuholen, was in Einzelfällen auch schon geschehen ist", so der Betriebsratsvorsitzende. Weitere Rückholungen seien geplant. Die Nettoabsicherung der Mitarbeiter in der Qualifizierungsgesellschaft betrage 80 Prozent bei einer Verweildauer von acht Monaten. "Diese muss aber nicht ausgeschöpft werden."
"Die übrigens 20 Prozent der entlassenen Reum-Mitarbeiter setzen auf Kündigungsschutzverfahren", erklärte Wolfgang Hofmann. Leiharbeiter, von denen es bei Reum viele gab (etwa 180 zusätzlich zur Stammbelegschaft von 530 Mitarbeitern), seien bisher noch keine entlassen worden. Ihre Zahl soll aber Zug um Zug abgebaut werden.
Den neuen Regelungen zufolge hat der Betriebsrat nun auch ein Mitspracherecht beim Einsatz der Leiharbeiter. "Wir sind bestrebt, dass befristete Arbeitsverträge verlängert und gute Leiharbeiter fest eingestellt werden", so Hofmann. "Denn wir brauchen gutes Stammpersonal zur Qualitätssicherung."

Fränkische Nachrichten, 04. Februar 2011
Redaktionsmitglied Ingrid Eirich-Schaab

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Letzte Änderung: 09.02.2011