IG Metall Befragung

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13.07.2017 Arbeitszeiten müssen zum Leben passen

Die Menschen wollen Arbeitszeiten, die zu ihrem Leben passen. Tarifverträge und Mitbestimmung haben hier Wichtiges geleistet: 65 Prozent (Tauberbischofsheim), (70,9% bundesweit) der Beschäftigten sind mit ihrer momentanen Arbeitszeit zufrieden oder zumindest eher zufrieden. Aber auch diese Beschäftigten fordern mehr Selbstbestimmung in der Arbeitswelt von morgen. Das ist ein Ergebnis der Beschäftigtenbefragung der IG Metall, an der sich im IG Metall Bezirk Baden Württemberg 174.000 in der Geschäftsstelle Tauberbischofsheim 4.600 Beschäftigte beteiligt haben. "Wir brauchen arbeitszeitpolitisch neue Antworten für die Arbeitsgesellschaft von morgen. Dabei ist die 35-Stunden-Woche für die große Mehrzahl der Beschäftigten die Wunscharbeitszeit. Wir müssen das Mantra der Arbeitgeber: Vollzeit plus Überstunden plus Flexibilität plus Leistungsdruck durchbrechen. Das sind keine Arbeitszeiten die zum Leben passen. Die Beschäftigten wollen mehr Selbstbestimmung anstatt Fremdbestimmung in der Arbeitszeit", sagte Gerd Koch, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Geschäftsstelle Tauberbischofsheim.

In der Geschäftsstelle TBB wünschen sich über 66 Prozent (67,9% bundesweit) der Beschäftigten die 35-Stunden-Woche oder kürzere Arbeitszeiten. So wollen knapp 18 Prozent (20,2% bundesweit) der Beschäftigten die Vollzeitarbeit auf weniger als 35 Stunden reduzieren.

76,5 Prozent (82,3% bundesweit) sind der Auffassung, dass es gut wäre, die Arbeitszeit zeitweise absenken zu können, etwa für die Erziehung von Kindern, die Pflege von Angehörigen oder die berufliche Weiterbildung. Dafür erwarten die Beschäftigten auch einen finanziellen Ausgleich.
"Das Votum der Beschäftigten ist eindeutig: Sie setzen auf eine Umverteilung der Arbeitszeit entlang des Lebenslaufes. Dieser arbeitszeitpolitische Aufbruch kann weder durch den Einzelnen noch durch einzelne Betriebsräte durchgesetzt werden. Dazu sind verlässliche tarifliche und gesetzliche Regelungen nötig", betonte Gerd Koch.

Scharf kritisierte Koch, dass ein gesetzliches Rückkehrrecht von Teil- auf Vollzeitarbeit von der Union verhindert wurde. 89 Prozent (90 % bundesweit) der Beschäftigten hatten bei der Befragung einen solchen verbindlichen Anspruch gefordert. "Die Union hat eine große Chance verpasst, den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Es ist bedauerlich, dass sich Kanzlerin Merkel bei diesem wichtigen Zukunftsthema dem Druck der Arbeitgeber gebeugt hat. Die Leidtragenden dieser kurzsichtigen Politik sind vor allem Frauen", sagte Gerd Koch.

Auch wenn die Arbeitszeitrealitäten unterschiedlich sind in den Betrieben und Abteilungen, es sind die gleichen Faktoren, die über die Zufriedenheit oder Unzufriedenheit bestimmen.

Von den Befragten, die mit ihrer Arbeitszeit zufrieden sind, haben 92 Prozent (93,6% bundesweit) planbare Arbeitszeiten. Von denen, die unzufrieden sind nur 47 Prozent (48,1% bundesweit). Von denen, die mit ihrer Arbeitszeit unzufrieden sind, haben 36 Prozent (37,7% bundesweit) überlange Arbeitszeiten (über 40 Stunden) und 53 Prozent (62,0% bundesweit) geben an, dass sie sich ständig gehetzt und unter Zeitdruck fühlen.

Gefordert ist eine Arbeitszeitpolitik, die insgesamt jene Faktoren stärkt, die die Arbeitszeitzufriedenheit erhöhen und jene eingrenzt, die zur Unzufriedenheit mit der Arbeitszeit führen. Diese sind über alle Beschäftigtengruppen und Branchen im Organisationsbereich der IG Metall gleich. Wie dies konkret umgesetzt werden kann, wird in den nächsten Monaten in den Betrieben und den Tarifkommissionen intensiv debattiert werden.

Letzte Änderung: 13.07.2017