Jubilarehrung 2016
9245 Jahre gefeiert
Eine beeindruckende Zeitspanne: Besonders im Mittelpunkt bei der IG-Metall-Veranstaltung in Tauberbischofsheim standen diejenigen, die schon seit 70, 60 und 50 Jahren der Gewerkschaft angehören, hier dabei (von rechts) der Erste
Bevollmächtigte Gerd Koch und die Festrednerin vom Vorstand in Frankfurt, Irene Schulz, sowie (links) der Zweite Bevollmächtigte Rainer Seifert.
"Wer was gelten will, muss andere gelten lassen": Unter diesem Leitsatz lief die diesjährige Jubilarfeier der IG Metall Tauberbischofsheim ab.
Tauberbischofsheim. "Hier kommen insgesamt 9245 Jahre zusammen": So brachten es die beiden Hauptredner auf den Punkt, standen doch diesmal zusammen 284 Jubilare, darunter drei für jeweils 70-, fünf für 60-, 14 für
50-, 99 für 40- und 163 für 25-jährige Zugehörigkeit (siehe dazu eigenen Artikel), im Fokus, als die Industriegewerkschaft (IG) Metall, Geschäftsstelle Tauberbischofsheim, zuständig für die beiden
Kreise Main-Tauber und Neckar-Odenwald, nun erneut ihre traditionelle Feier zur Ehrung der treuen Mitglieder ausrichtete.
Neben einem wie immer unterhaltsamen Rahmenprogramm, locker-zünftig gesanglich und musikalisch begleitet von Alleinunterhalter Peter Lorenz (Erlenbach/Main), drehte sich in den Ansprachen viel um die seit Eintritt in die
Organisation zurückgelegte Zeitspanne, wobei man allerdings auch den Blick auf die noch zu bewältigenden Zukunftsaufgaben lenkte.
Dazu klar formulierte Positionen zeugten dabei am Samstag in der über mehrere Stunden gut besetzten Tauberbischofsheimer Stadthalle vom reichlich vorhandenen Selbstbewusstsein.
Wie seit langem bewährt, verlief die keinesfalls "trockene" Veranstaltung in gewohnt ungezwungener Form, wofür zuerst seitens der Laudaer Narrengesellschaft die im zweiten Jahr hintereinander amtierenden deutschen Meister im
Jugend-Schautanz, die Strumpfkäppli, und später die ebenfalls bestplatzierte Juniorengarde mit ihrer Marschdarbietung sorgten, fachlich erläutert von Tanzleiter Peter Kreis. Boten hier die sechs- bis 14-jährigen
Mädchen einen wahren Augenschmaus, was bereits viel Beifall hervorrief, so galt im weiteren Verlauf langanhaltender Applaus auch dem Gitarristen Luca Craciunescu von der lokalen Richard-Trunk-Musikschule, der auf der anderen Seite
mit seinen furiosen Passagen für einen tollen Hörgenuss verantwortlich zeichnete.
Bei Moderation durch den Zweiten Bevollmächtigten Rainer Seifert hob in seiner Begrüßung der Erste Bevollmächtigte der IG-Metall-Geschäftsstelle, Gerd Koch, die "gute und schöne Tradition" der Jubilarehrung
hervor, lebe man doch durch die Mitglieder. Das komme in diesen Tagen besonders zum Ausdruck, feiere doch die IG Metall 2016 ihr 125-jähriges Bestehen, leitete Koch zu diesem Jubiläum über, um sich daraufhin
ausführlich mit dem Werdegang seit 1891 zu beschäftigen. Ein einmütiges Handeln sei nach wie vor gefragt, wusste der erste Mann vor Ort, der nach Beispielen aus der Vergangenheit bekräftigte, dass die Gewerkschaft bis
heute ihre Kraft, Stärke und den Zusammenhalt unter Beweis stelle.
An die Jubilare gewandt machte der Bevollmächtigte darauf aufmerksam, dass diese über Jahre hinweg für eine menschenwürdige Arbeit, für die Teilhabe an wirtschaftlichen Erfolgen und für ein Stück
Gerechtigkeit in der Gesellschaft gemeinsam gestritten hätten, weshalb man diese Kollegen mit einem speziellen Termin verdientermaßen in den Mittelpunkt rücke. Aus unterschiedlichen Gründen der IG Metall, den
Organisationen Textil-Bekleidung oder Holz und Kunststoff beigetreten, habe jeder erkannt, dass man nur vereint die besseren Chancen besitze, so die Aussage, wobei es vor allem darum gehe, als Mensch geachtet zu werden.
Gratulationen
Die insgesamt 9245 Jahre Mitgliedschaft streifend nannte danach Gerd Koch stellvertretend Horst Hennings, Klaus Ditter und Marcella Bickel, ehe nach einem Lob an die Servicekräfte aus den Reihen der Laudaer Fasnachter das Wort dem
Bürgermeister gehörte. Nach der Würdigung der Jubilare, bei denen ja einige tausend Jahre zusammenkämen, gratulierte Wolfgang Vockel der IG Metall überhaupt zum 125. Geburtstag, um sich dann etlichen aktuellen
Themen zuzuwenden. Nicht wenige der erzielten Errungenschaften in der Bundesrepublik Deutschland seien auf den steten Einsatz der Gewerkschaften zurückzuführen, merkte der Verwaltungschef an, der daraufhin noch näher auf
die soziale Absicherung und eine entsprechende Gerechtigkeit einging.
Lob für Geschäftsstelle
Von einem "besonderen Tag" sprach im Anschluss die Festrednerin Irene Schulz, die zuerst allerdings das Augenmerk auf die Geschäftsstelle in Tauberbischofsheim lenkte, die einen Zuwachs vorweise, der sich allemal sehen lassen
könne. 7691 Mitglieder befeuerten hier die Handlungs- und Durchsetzungsfähigkeit, betonte das geschäftsführende Vorstandsmitglied der IG Metall in Frankfurt, um dann zu unterstreichen, dass jeder Erfolg eine
Geschichte beinhalte. Schulz, die für eine solidarische Gesellschaft warb, verdeutlichte daraufhin den Zuhörern die politischen Grundwerte der Organisation, und zwar Freiheit und Demokratie, Gerechtigkeit und Solidarität
sowie Respekt und Anerkennung.
Seit 125 Jahren kämpfe man dabei dafür, dass erwirtschaftetes Kapital nicht nur wenigen nutze, sondern in gesellschaftlichen Fortschritt für alle verwandelt werde, erklärte die Festrednerin aus der Zentrale, die sich
dann auf eine kleine Zeitreise begab, wobei sie Ereignisse aus den Jahren 1946, 1956, 1966, 1976 und 1991 in die Erinnerung zurückrief. Mit der Aussage, dass sich auch in der hiesigen Region die bis heute erhaltene industrielle
Substanz stetig entwickelt habe, zählte Irene Schulz noch etliche namhafte Firmen aus dem Gebiet auf, bevor sie sich abschließend ausführlich und mit deutlichen Worten der Kampagne um die Arbeitszeit als dem momentan
zentralen Thema widmete. Der Kernsatz lautete hier wie folgt: "Flexibilität kann nicht heißen: Paradies für Arbeitgeber und Hamsterrad für die Beschäftigten. Mobiles Arbeiten soll möglich sein, ist aber
keine Flatrate für die Unternehmen." bix
Letzte Änderung: 24.10.2016