Die Mitgliederzahlen wachsen weiter

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13.06.2016 Sachstandsanalyse der Delegiertenversammlung in Werbach

Neckar-Odenwald-Kreis.
Zur turnusgemäßen Versammlung der IG Metall Tauberbischofsheim fanden sich im Untergeschoss der Festhalle über 40 Delegierte und viele Zuhörer ein. Ein Schwerpunkt der Versammlung ist immer eine Sachstandsanalyse. Gerd Koch, Erster Bevollmächtigter der IG Metall bezeichnete in seinem Geschäftsbericht die Ortskasse der Geschäftsstelle im Vergleich zum letzten Quartal des Jahres 2015 inzwischen als wesentlich stabiler und damit positiv aufgestellt.

Besonderes Augenmerk lenkte Koch auf die Entwicklung der Mitgliederzahlen. Im März dieses Jahres zählte man bei der IG Metall Tauberbischofsheim 7 613 Mitglieder. Aktuell sind es 7 680 Mitglieder. Allein die Zahl der Vollbeitragszahler stieg um 180. "Das zeigt deutlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind", so Koch. Als eine Ursache dieses Trends sieht Koch vor allem die gute Arbeit der IG Metall und die besonderen Situationen in den Firmen Magna in Assamstadt, Eirich in Hardheim und Zippe in Wertheim.

Die Firma Magna ist es auch, die mit 160 neuen IG-Metall-Mitgliedern den größten Zuwachs im ersten Quartal dieses Jahres zu verzeichnen hat. Damit sind momentan knapp über 70 Prozent der Belegschaft in der Gewerkschaft organisiert. Auch bei der Firma Eirich konnten 69 neue Mitglieder gewonnen werden. Den höchsten Organisationsgrad wies am Ende des ersten Quartals 2016 die Firma Getrag aus Rosenberg mit knapp 90 Prozent auf. Das Ziel der Geschäftsstelle Tauberbischofsheim ist ein Anwachsen der Mitgliederzahl auf 8 000 in den nächsten zwei Jahren, sagte Koch. Er sieht die Chancen dafür durchaus gegeben.

Thema seines Berichts war auch das Verhandlungsergebnis der Tarifrunde 2016. "Im Großen und Ganzen wird das erreichte Ergebnis von 90 Prozent der Belegschaften mitgetragen", so Koch. Noch einmal zeigte er den Verlauf der Runde dezidiert auf, bei der die Betriebe im Main-Tauber- und Neckar-Odenwald-Kreis mit ihren Warnstreiks durchaus eine Rolle gespielt haben. Aufgerufen wurden 3 853 Belegschaftsmitglieder zum Warnstreik. An den Warnstreiks teilgenommen haben insgesamt 2 846 Menschen. Zur größten Veranstaltung in Assamstadt fanden sich über 1 000 Teilnehmer ein.

Koch wertete dies als deutliches Zeichen der Solidarität mit den Mitarbeitern der Firma Magna. "Es war hart. Es war viel Arbeit. Am Anfang haben wir alle die Hosen voll gehabt. Doch jetzt haben wir einen Stamm von 500 Mitarbeitern, die jederzeit wieder ihr weißes Warnstreik-Shirt anziehen würden", sagt Sabine Maurer. Die Betriebsratsvorsitzende berichtet davon, welche positiven Auswirkungen die große Kundgebung in Assamstadt sowohl auf die Belegschaft als auch auf die Arbeitgeber gehabt hat. "Es war ein Erlebnis, zu sehen, wie ihr uns unterstützt habt. Irgendwann werde ich hier stehen, um euch zu erzählen, dass wir bei Magna endlich einen Tarifvertrag haben", so Maurer.

Laut Gerd Koch liegt bei der Firma Magna von Arbeitgeberseite bereits die Zusage zum Eintritt in den Verband vor, allerdings mit diversen Ausnahmeregelungen. Und noch fehlt die Zustimmung der obersten Firmenleitung in Kanada. "Ich bin guter Hoffnung, dass wir spätestens im Juli die Unterschrift haben werden", so Gerd Koch.

Schwieriger gestaltet sich derzeit die Situation bei den Firmen Schimmel in Adelsheim, Zippe in Wertheim und Eirich in Hardheim. Gewerkschaftssekretär Türker Baloglu bezeichnete alle drei Firmen aus Sicht der IG Metall als Problembetriebe. Er skizzierte die schwierigen und teilweise festgefahrenen Situationen. So hat die Firma Schimmel inzwischen Insolvenz angemeldet. Bei der Firma Eirich in Hardheim drohen Entlassungen.

In der folgenden Aussprache wurde noch einmal der Tarifabschluss thematisiert. "Im Großen und Ganzen okay", waren oft benutzte Redewendungen der Delegierten in diesem Zusammenhang. Moniert wurden die Differenzierung des Abschlusses, die lange Laufzeit von 21 Monaten und strategisch ungünstiges Vorgehen am Verhandlungstisch.

Als Ortsvorstände verabschiedet wurden auf der Versammlung Markus May (Fa. König, Wertheim) und Marlies Ehrmann (Fa. Magna, Assamstadt). Aus der Tarifkommission Holz/Kunststoff wurden Peter Klement und Ralf Dolzer (Fa. Rauch, Freudenberg) und Julia Reinhard (Fa. Ruppel, Lauda) verabschiedet. Aus der Tarifkommission Metall + Elektro Sabine Hörst (Procter & Gamble, Walldürn).

Hatten sich einige Delegierte zu Beginn noch über die Klebepunkte gewundert, so erschloss sich ihre Funktion am Ende der Veranstaltung. Alle Delegierten mussten mittels aufgeklebten Punkten unter anderem die Verteilung der Betriebsratsarbeit oder die Durchsetzung von gewerkschaftlichen Positionen bewerten. Rolf Läpple ist Spezialist für Kommunikation und Veränderung.

Mit seinen neurolinguistischen Programmen kann er wesentlich zur Konfliktlösung oder Teamentwicklung im Betriebsrat beitragen. Der Gast aus Schwäbisch Hall kam auf Grund der Punktebewertung zu dem Schluss, dass die Arbeit der Vertrauensleute mittelmäßig bis negativ eingeschätzt wird, durch engagierte Betriebsräte aber wieder kompensiert wird.

Dass die Vertrauensleute vor allem in kleineren und mittleren Betrieben eher stiefmütterlich behandelt werden, ist für Läpple nichts neues. Seiner Meinung nach habe man es einfach versäumt die Vertrauensleute entsprechend zu aktivieren.

Einen besonderen Hinweis gab es auf die Betriebspolitische Konferenz am 22. Juni in Böblingen. Unter dem Thema "Mein Leben, meine Zeit - Arbeit neu denken" soll eine Debatte um die Arbeitszeit angestoßen werden. Dazu gehören Themen wie mobiles Arbeiten, gute Schichtarbeit und Arbeitszeitgestaltung. Koch ist sich sicher, dass dies eines der qualitativen Themen in der nächsten Tarifrunde sein wird.

Ein Artikel der Nordbadischen Nachrichten.

Letzte Änderung: 13.06.2016