In den Startlöchern

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04.11.2014 Die IG Metall Tauberbischofsheim mobilisiert für die anstehende Tarifrunde. Das bedeutet auch für unseren Ersten Bevollmächtigten Gerd Koch etwas mehr Papier auf dem Tisch.

Der Besprechungstisch im Büro des Ersten Bevollmächtigten der IG Metall, Gerd Koch, liegt voll mit Prospekten, Plakaten und Infomaterial. "Das ist ein klares Zeichen dafür, das es jetzt losgeht", schmunzelt Koch ein wenig. Er stellte am Dienstagnachmittag die Schwerpunkte der IG Metall für die Tarifrunde 2015 vor.

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So soll es in Sachen Altersteilzeit beziehungsweise dem flexiblen Übergang in die Rente zu einem neuen Tarifvertrag kommen. Der bisherige Vertrag galt ursprünglich bis 30. Juni diesen Jahres und wurde durch die gesetzliche Änderung bis 31. Mai 2015 verlängert. "Damit ist jetzt eine Nachfolgeregelung fällig und die soll vor allem längerfristig gelten und so, dass sie sich jeder leisten kann", sagt Koch. Auffällig sei nämlich, dass bisher überwiegend normal oder besser verdienende Arbeitnehmer den flexiblen Übergang genutzt hätten, während die untersten Einkommensschichten sich dies finanziell eher nicht leisten können, erklärt Koch. Hier soll der neue Vertrag mit einer Aufstockung ansetzen. Werden die finanziellen Mittel für den flexiblen Übergang nicht ausgeschöpft, so will man durch eine neue Regelung dem Betriebsrat ein belastbares Instrument an die Hand geben, damit diese Gelder beispielsweise für die Ausbildung verwendet werden können. Bei der Durchsetzung der Altersteilzeit wünscht sich die Gewerkschaft, dass besonders belastete Arbeitnehmer, wie Schichtarbeiter, in deren Genuss kommen. Das zweite Thema, dass sich die IG Metall für die anstehende Tarifrunde auf die Fahne geschrieben hat, dreht sich um die Verbesserung der Bildungschancen für die Belegschaft. Laut IG Metall geben sieben von zehn Befragten an, dass sie für ihre Arbeit regelmäßig eine Weiterbildung bräuchten. Die Hälfte davon könne sich nach eigenen Aussagen eine Auszeit für die Weiterbildung aus finanziellen Gründen jedoch nicht leisten. Und hier setzt die Forderung der IG Metall nach Bildungsteilzeit an. "Wenn sich die Arbeitnehmer qualifizieren, hat der Arbeitgeber doch viele Vorteile davon. Und deshalb muss er auch die Zeit und das Geld dafür haben", fordert Koch mit Nachdruck.

In der Bildungsteilzeit könne der Arbeitnehmer dann in Zeitblöcken freigestellt werden. Dafür soll Zeit angespart werden. Das fehlende Entgelt soll durch Aufstockungsbeträge ausgeglichen werden. "Hier brauchen wir vor allem auch die Unterstützung der öffentlichen Träger, wie dem Amt für Arbeit mit seinem Wegebau-Programm", führt Koch an. Eine der Zielgruppen, die Koch festmacht, ist die Gruppe der Angelernten. "Wir wollen diese Gruppe durch Qualifikationen an die Beruflichkeit heranführen", erklärt Koch und untermauert es mit Zahlen. So sei im Bereich der IG Metall Tauberbischofsheim in den 90-er Jahren 30 Prozent der Belegschaft un- oder angelernt gewesen. Im Jahr 2014 liegt die Zahl im Durchschnitt bei acht Prozent. Einer der Spitzenreiter ist die Firma Braun in Walldürn mit etwa 20 Prozent.

Die Weinig AG in Tauberbischofsheim hingegen rangiere am anderen Ende. "Wir gehen davon aus, dass diese durchschnittlich acht Prozent weiter sinken werden, weil die Arbeitgeber mit diesen Anlern-Tätigkeiten in Richtung Billiglohnländer abwandern werden", lautet Kochs Prognose. Durch die Bildungsteilzeit sollen auch junge Facharbeiter die Möglichkeit beispielsweise für eine Meister- oder Technikerausbildung bekommen.

Zu den zwei qualitativen Themen wird sich in der Tarifrunde eine Forderung nach Erhöhung des Entgelts gesellen. Im Einzugsgebiet der IG Metall Tauberbischofsheim hat man in den Betrieben bereits über die Höhe diskutiert. "Wir haben eine gut laufende Automobilindustrie. Da sind die Forderungen recht hoch. Im Maschinenbau hingegen ist die Situation im Moment recht schwierig. Hier wird in den entsprechenden Firmen über eine wesentlich geringere Lohnerhöhung diskutiert", zeigt Koch das breite Spektrum auf. Einigen wird sich die IG Metall Tauberbischofsheim über die Höhe ihrer Forderung auf der Funktionärskonferenz am 3. November in Werbach. Das Ergebnis wird dann am 7. November auf Landesebene vorgetragen und entsprechend diskutiert. Mitte November wird der Vorstand der IG Metall seine Lohnforderung veröffentlichen.

"Am 29. Januar 2015 läuft die Friedenspflicht aus. Wir werden dann in die Warnstreiks einsteigen. Von dieser Art der Auseinandersetzung sind alle tarifgebundenen und im Arbeitgeberverband befindlichen Firmen in unserem Einzugsgebiet betroffen", so Koch. Er ist sich jedoch recht sicher, dass es spätestens am Aschermittwoch zu einer Einigung im Tarifstreit kommen wird.

Wie wichtig so eine Auseinandersetzung zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeber ist, zeigt der Erfolg aus der Tarifrunde 2012. Hier forderte die IG Metall die Übernahme der Auszubildenden durch die Firmen. "Die unbefristete oder befristete Übernahme im direkten Anschluss an die Ausbildung hat sehr gut gegriffen und war genau der richtige Schritt in die richtige Richtung", freut sich Gerd Koch.

Letzte Änderung: 06.11.2014