Aufschwung geht an Beschäftigten vorbei

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06.07.2011 IG Metall fordert sichere und faire Beschäftigung für junge Menschen. Die Anzahl der prekären Arbeitsverhältnisse ist explosionsartig gestiegen.

Zur zweiten Delegiertenversammlung dieses Jahres rief die IG Metall Tauberbischofsheim ihre Vertreter aus den metall- und holzverarbeitenden Betrieben des Main-Tauber- und Neckar-Odenwald-Kreises in der Tauberhalle Werbach zusammen. Schwerpunkte des Abends waren die Forderung aus dem Jugendbereich nach der tarifierten unbefristeten Übernahme der Azubis nach ihrer Berufsausbildung und die in den Betrieben erzielten Erfolge der IG Metall bzw. ihrer betrieblichen Funktionsträger gegen alle prekären Beschäftigungsverhältnisse.

Gerd Koch, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Tauberbischofsheim, begann seinen Geschäftsbericht: "Wir erleben den stärksten wirtschaftlichen Frühjahresaufschwung der letzten Jahrzehnte." In Folge habe aber die Zahl der prekären Arbeitsverhältnisse ein noch nie dagewesenes Maß erreicht. Die Politik schaut dabei leider untätig zu. Damit ging er auf eine Entwicklung ein, die noch vor einem Jahrzehnt undenkbar war.

Koch führte dazu aus, in der Vergangenheit hätte ein Aufschwung für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sichere Arbeitsplätze, die Übernahme der Auszubildenden und einen Beschäftigungsaufbau mit wachsenden Einkommen zur Folge gehabt. In der heutigen Situation dagegen baue man die Zahl der in Leiharbeit und Befristungen Beschäftigten weiter aus. Mehr als 30 Prozent der Erwerbstätigen unter 35 Jahren arbeite in prekären Arbeitsverhältnissen. Bei den 20- bis 24-Jährigen seien es mehr als 50 Prozent. Dabei stagnierten die Einkommen und der Arbeitsdruck auf einzelne Beschäftigte wachse massiv. Die Diskussionsbeiträge der Delegierten bestätigten die Entwicklung aus ihrer betrieblichen Praxis und konnten aber auch von einzelnen Beispielen berichten, wo durch konstruktive Überlegungen von Betriebsräten und Geschäftsleitungen prekäre Arbeitsverhältnisse vermindert werden konnten.

Der Vertreter der Stuttgarter Bezirksleitung Jupp Bechtel, skizzierte die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen und berichtete, dass nach aktuellen Prognosen das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 2,8% und im kommenden um 2,0% steigen könne. Davon seien bei den Arbeitgebern explodierende Gewinne, aber bei den Beschäftigten weiter Arbeitsplatzunsicherheit und Zukunftsängste zu erwarten. "Diese verkehrte Welt wird die IG Metall nicht akzeptieren", so Bechtel.

Die Diskussion zur nächsten Tarifrunde zeigte dann auch die Unterstützung der Anwesenden zu den vom Ersten Bevollmächtigten formulierten Thesen, nach denen die Arbeitnehmer am Wirtschaftsaufschwung zu beteiligen seien. Die IG Metall werde in der großen Tarifkommission am 14. Juli dazu entsprechende Forderungen aufstellen.

Die durch den Zweiten ehrenamtlich Bevollmächtigten, Lothar Harlacher, moderierte Berichterstattung zeigte, dass durch eine gemeinsam organisierte Interessensartikulation der Erfolg vorprogrammiert möglich sei. Ein Beispiel sei der vor kurzem zwischen der IG Metall und der Firma Scheuermann + Heilig in Hainstadt abgeschlossene Haustarifvertrag, der die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten regele und sichere.

Am Ende des Abends stellte die IG Metall-Jugend den Kampagnenbeginn "Respekt! Kein Platz für Rassismus", vor. Hierzu seien weitere betriebliche Aktionen gegen Fremdenfeindlichkeit und für Menschenrechte geplant.

Letzte Änderung: 06.07.2011