Warnstreik bei Firma Ruppel in Lauda
Ein Angebot haben die Arbeitgeber bei der ersten Tarifverhandlung für die Beschäftigten der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie Baden-Württemberg Anfang Mai nicht vorgelegt. Gestern reagierten nun rund 100 Mitarbeiter der Firma Ruppel in Lauda sowie der Firmen Herzog, Lauda und der VS mit einem einstündigen Warnstreik zum Schichtwechsel vor den Toren der Firma Ruppel auf dieses Ergebnis. Aufgerufen dazu hatte die IG Metall Verwaltungsstelle Tauberbischofsheim.
Wie Gewerkschaftssekretär Harald Gans erinnerte, fordern die Beschäftigten eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 5,8 Prozent sowie eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 60 Euro, bei einer
Laufzeit von zwölf Monaten.
Gans rechtfertigte diese Forderungen damit, dass die Bundesrepublik Deutschland nur deshalb so gut aus der Krise gekommen sei, weil die Beschäftigten eine moderate Tarifpolitik betrieben hätten. "neben den
Kurzarbeiterregelungen war es auch die Arbeitszeitflexibilität. Mit ihr ist es gelungen, dass der radikale Einbruch der Aufträge nicht zu einer ebenso radikalen Beschäftigungsentwicklung führte. Und alle Politiker
loben uns dafür." Die Holz- und Kunststoffindustrie habe dabei in den Tarifverträgen die höchste Flexibilität bei Arbeitszeitkonten ermöglicht. Die Arbeitgeber sollten deshalb, so Harald Gans, die Krise nicht
weiterhin für ihre Zwecke nutzen indem sie den Beschäftigten eine angemessene Tariferhöhung verwehren.
Gans warf den Arbeitgebern vor, dass sie ihre Beschäftigten die Krise "zweimal bezahlen" lassen wollen: "Noch mal Lohnzurückhaltung, obwohl die Krise vorbei ist", so Gans, der zudem an das prognostizierte Wachstum von
annähernd drei Prozent in 2011 erinnerte. Die monatlichen Effektivverdienste in der Möbelindustrie würden um rund 500 Euro in der Möbelindustrie und im Holzgewerbe sogar um 750 Euro unter dem Durchschnitt der
Industrie liegen. Bei den Ausbildungsvergütungen bestehe im vergleich etwa zur Metall- oder Elektroindustrie ebenfalls Nachholbedarf. Um künftig Jugendliche für eine Ausbildung in der Holz- und Kunststoffindustrie zu
motivieren, müssten die Vergütungen angehoben werden.
Hermann Zäuner, Betriebsratsvorsitzender von Ruppel, verdeutlichte, dass die Höhe der Tarifforderung ausgewogen sei und den Betrieb nicht überfordere. Er untermauerte die Wichtigkeit einer Erhöhung der Ausbildungsvergütung, "damit auch unsere Branche für Auszubildende interessant bleibt."
Die Solidarität der Firma Lauda bekundete abschließend deren Betriebsratsvorsitzender Elmar Mohr in einem kurzen Statement.
Fränkische Nachrichten, 18. Mai 2011
Letzte Änderung: 18.05.2011