+"Wenn die Welt so verrückt ist, dass sie Jugendlichen keine Perspektiven bietet, dann gibt es auch zu Weihnachten Osterhasen." Getreu nach diesem Motto informierten die Jugendlichen der IG Metall Tauberbischofsheim und verteilten auf dem Weihnachtsmarkt in Bad Mergentheim am 16.12.2010 Mini-Schokohasen an die staunenden Passanten.
"Auch wenn die Wirtschaftskrise nun fast überwunden ist, habe ich den Eindruck, dass die junge Generation bei dem Aufschwung abgehängt und im Erwerbsleben an den Rand gedrängt wird. Es ist ein Skandal, dass mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen unter 25 in prekären Arbeitsverhältnissen arbeitet", wies Susanne Müller, Gewerkschaftssekretärin bei der IG Metall Tauberbischofsheim die Passanten und Besucher des Weihnachtsmarktes hin.
Auch nach der Krise prägen Arbeitsverhältnisse wie Praktika, Leiharbeit und befristete Jobs immer mehr die Lebens- und Arbeitssituationen von jungen Arbeitnehmern. Dies belegt eine im September 2010 im Auftrag der IG Metall durchgeführte repräsentative Befragung.
Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Erwerbstätigen unter 25 Jahren arbeitet in prekären Arbeitsverhältnissen. Dies zeige sich insbesondere am hohen Anteil befristeter Stellen. Mehr als ein Viertel (28 Prozent) der befragten jungen Erwerbstätigen gab an, im bisherigen Berufsleben nur befristet beschäftigt gewesen zu sein. Ein Fünftel der Beschäftigten unter 35 arbeitet in Teilzeit, obwohl bei der Mehrheit der Wunsch nach einer Vollzeitstelle besteht. Auch der häufig in Aussicht gestellte "Klebeeffekt", wonach Leiharbeit zur Übernahme führt, bleibt eine Ausnahme und hat sich gegenüber dem Vorjahr noch verschlechtert.
Die Jugendlichen weckten mit ihrer skurrilen, rund zweistündigen Aktion bei vielen Passanten und Besuchern Neugier und wurden auch des öfteren beschmunzelt. Denn wer erwartet auf einem Weihnachtsmarkt schon Schokohasen? Hauptsache man kommt mit den Leuten ins Gespräch: "Häufig sind die Passanten überrascht, dass so viele Jugendliche in prekären Arbeitsverhältnissen arbeiten und von Leiharbeit betroffen sind." Viele teilten deshalb die Meinung der jungen Gewerkschafter, dass Wirtschaft und Politik gefordert seien und endlich mal handeln müssten. So fordert die Gewerkschaftsjugend, dass normale und unbefristete Arbeitsverträge wieder die Regel sein müssen und dass gleiche Arbeit mit gleichem Geld bezahlt werden müsse.