Für jung, für alt, für alle = Die neue Altersteilzeit - IG Metall macht Druck

Über 800 IG Metaller gingen in Tauberbischofsheim auf die Straße

Wenige Stunden vor Ende der Friedenspflicht in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie hat die IG Metall Verwaltungsstelle Tauberbischofsheim am Dienstag zu einer Großdemonstration für eine neue Altersteilzeit aufgerufen. Über 800 Metaller aus dem Main-Tauber- und dem NeckarOdenwald-Kreis folgten diesem Aufruf!

Mit einer Demonstration durch die Tauberbischofsheimer Fußgängerzone sowie einem Demonstrationszug aus der Albert-Schweitzer-Straße (Finanzamt) die sich beide dann auf der Tauberbrücke trafen, wurde die Aktion eröffnet. IG Metall Bezirksleiter Jörg Hofmann: "Wir brauchen Ausstiegsmodelle für unsere älteren Kolleginnen und Kollegen", sagte er zu den Teilnehmern auf der Brücke und der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Tauberbischofsheim, Wolfgang Breuer, ergänzte: "Wer 40 Jahre und länger malocht hat, muss die Möglichkeit bekommen, vor dem gesetzlichen Rentenalter gehen zu können". Zudem gelte es, jungen Menschen eine Chance auf Ausbildung und Übernahme in den Betrieben zu gewährleisten und ihnen eine Perspektive zu geben. Die setzt aber die Solidarität zwischen jung und alt voraus.

Danach zogen die Demonstrierenden mit lauten Pfiffen und klappernden Fächern weiter zu der Kundgebung in die Festhalle Tauberbischofsheim.

Als Hauptredner forderte der Bezirksleiter Jörg Hofmann die Arbeitgeber auf, endlich ihre starre und stockkonservative Haltung der ersten drei Verhandlungsrunden aufzugeben und konstruktiv an Lösungen mitzuarbeiten.

Hofmann:"Was die Arbeitgeber wollen, das ist kurz gesagt eine Altersteilzeit für Wenige, zu Bedingungen, die sich keiner leisten kann. Zu viel, zu teuer, zu früh - so kennzeichnen die Arbeitgeber die Altersteilzeit heute. Wir brauchen aber keine weiße Salbe, wir brauchen keine Placebos, wo Altersteilzeit drauf steht, aber keine drin ist: Wir brauchen gehbare Ausstiegsmodelle für unsere älteren Kolleginnen und Kollegen. Auch deswegen, so Hofmann, weil alle anderen Ausstiegswege verbaut sind. Frühestens mit 63 und mit massiven Abschlägen auf die Rente in den Ruhestand. Das kann sich kaum einer leisten und die Rente mit 67 wird dies noch verschärfen." Hofmann betonte weiter:" Die Rente mit 67 ist eine politische Fehlentscheidung und wir lehnen sie weiter mit aller Entschiedenheit ab."

Hofmann verteidigte das Model der IG Metall, wonach die Altersteilzeit und deren Ansprüche künftig über eine erzwingbare Betriebsvereinbarung geregelt werden sollen. Außerdem müssen vor allem die unteren Entgeltgruppen in Zukunft besser gestellt werden. "Wir brauchen Altersteilzeit auch, damit die Betriebe eine demographiefeste Personalpolitik machen können und das heißt zuallererst: Den Jungen eine Chance geben auf Übernahme."

Wolfgang Breuer verwies auf eine Umfrage, die vor kurzem in den Betrieben der Verwaltungsstelle durchgeführt wurde. Dort hätten im Jahr 2006 von 8.460 Beschäftigten 267 die Altersteilzeit genutzt, 2007 seien es 309 Beschäftigte gewesen. Diese Zahlen zeigen, dass Anschlussregelungen an das auslaufende Modell notwendig seien.

In den drei bisherigen Tarifgesprächen gab es keine Annäherung zwischen der IG Metall und Südwestmetall. Die Friedenspflicht endet am 3. Juni um 24 Uhr. Die IG Metall ruft nach deren Ende in zahlreichen Betrieben zu Protestaktionen auf, um Druck auf die Arbeitgeber zu erzeugen. Die Verhandlungen sollen am 9. Juni fortgesetzt werden.