Pressegespräch

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25.03.2022 IG Metall Verwaltungsstelle Tauberbischofsheim - Betriebsratswahlen, die neue Tarifrunde und der Umzug von der Innenstadt der Kreisstadt auf den Laurentiusberg waren Themen beim Pressegespräch

Ukraine-Krieg und Corona verdüstern den Blick

Die Betriebsratswahlen laufen, die nächste Tarifrunde wirft ihre Schatten voraus. Hinzu kommen Lieferengpässe im Halbleitersektor und bei Kabelbäumen, die gerade die Automobilzulieferer treffen. Viele Themen stehen bei der IG Metall an.

Odenwald-Tauber. Bei der IG Metall Verwaltungsstelle Tauberbischofsheim beobachtet der 1. Bevollmächtigte mit seinem Team genau, was sich in den Betrieben im Einzugsgebiet des Main-Tauber- und des Neckar-Odenwald-Kreises tut: Immer noch Corona, jetzt die geopolitische Situation mit dem Krieg in der Ukraine verbunden mit steigenden Energiekosten und sich immer stärker verschärfenden Lieferengpässen. Was sich jedoch für die Ig Metall vor Ort geändert hat, ist die räumliche Situation.

Die IG Metall Verwaltungsstelle Tauberbischofsheim befindet sich nicht mehr in der Fußgängerzone, sondern auf dem Laurentiusberg. Zwei Gründe gaben für den Umzug zum 1. Januar den Ausschlag, so Harald Gans. Zum einen bot das frühere Domizil keinen Platz für einen großen Sitzungsraum, zum anderen mangelte es dort an Parkplätzen. Beides ist nunmehr gegeben.

DGB Rechtsberatung präsent

Um die rund 100 Quadratmeter größere Fläche zielführend zu nutzen, ist den Verantwortlichen außerdem ein kleiner Coup geglückt. Die DGB Rechtsberatung ist nach langjähriger Abwesenheit zurück in der Kreisstadt. "Das Büro ist in der Regel dienstags und donnerstags mit Rechtsanwalt Florian Krug besetzt", informierte Harald Gans. Über viele Jahre mussten Mitglieder nach Heilbronn oder Schwäbisch Hall fahren, wenn sie Hilfe benötigten. Jetzt, so der 1. Bevollmächtigte, können sie vor Ort beraten werden.
Im Bereich der Verwaltungsstelle Tauberbischofsheim habe es im vergangenen Jahr 259 Rechtsschutzfälle gegeben, informierte Gewerkschaftssekretärin Birgit Adam. Die meisten seien durch eine außergerichtliche Einigung beigelegt worden. Lediglich bei 30 im Arbeits- und neun im Sozialrecht sei es zu gerichtlichen Beschlüssen gekommen, lautet die Bilanz.

Wichtig für ein lebendiges Gewerkschaftsleben sind die alle vier Jahre stattfindenden Betriebsratswahlen. "Wir haben 50 Betriebe in unserer Betreuung gelistet, die auch wieder einen Betriebsrat wählen wollen oder bereits gewählt haben", informierte Gans. Kurz sprach er das Betriebsrätemodernisierungsgesetz an, nach dem auch Betriebe mit mehr Arbeitnehmern als bisher im vereinfachten Wahlverfahren wählen dürfen. "Das vereinfachte Wahlverfahren ist nicht einfacher, nur schneller", so Gans. Das liege nicht zuletzt an weniger Fristen und lediglich zwei notwendigen Stützunterschriften.

Zu wenige kandidieren

Was er allerdings beklagte war die die immer häufiger auftretende Schwierigkeit, Mitarbeiter zu finden, die sich überhaupt bewerben. Diese Tatsache zeige sich immer wieder auch dann, wenn in einem Betrieb erstmals ein Betriebsrat installiert werden soll. Als Gründe nannte er die Leistungsverdichtung, durch die Zeit für das Ehrenamt fehle. Außerdem nannte er das veränderte Verhältnis zwischen Arbeitern und Angestellten. Die Ansprache von Angestellten werde immer schwieriger, so seine Erfahrung. Die Digitalisierung und Transformation der Zukunft werde sich vor allem im kaufmännischen und technischen Angestelltenbereich abspielen. "Hier werden Arbeitsbedingungen und auch Arbeitsplätze in Gefahr sein", so seine Einschätzung.
Zwischenfälle bei den Vorbereitungen zu den Betriebsratswahlen habe es in den Betrieben der IG Metall nicht gegeben, stellte Harald Gans zufrieden fest. Die ersten Wahlen bei Werkzeugbau Walldürn, Magna Mirrors in Assamstadt und Grammer in Hardheim hätten bereits stattgefunden. "Insgesamt sind 250 Betriebsrätinnen und Betriebsräte zu wählen", führte er aus. Im Mai und im Juni will die IG Metall Verwaltungsstelle Tauberbischofsheim die Neugewählten einen halben Tag lang einladen und informieren.
Sabine Maurer, Betriebsratsvorsitzende von Magna Mirrors, rückte die Schwierigkeit gerade jüngerer Frauen mit kleinen Kindern in den Fokus. Sie würden eher selten für den Betriebsrat kandidieren, weil sie durch die Mehrfachbelastung mit Beruf und Familie ohnehin schon genug zu tun hätten. "Freigestellter Betriebsrat mit kleinen Kindern zu sein, ist wegen der vielen abendlichen Termine fast unmöglich", räumte sie ein.

Friedenspflicht endet am 29.10.

Wichtig für die Gewerkschaft ist die kommende Tarifrunde, die momentan vorbereitet werde, so der 1. Bevollmächtigte. Die Friedenspflicht ende am 29. Oktober, und traditionsgemäß gingen an diesem Tag die großen Automobilisten im Land auf die Straße. "Es wird in dieser Tarifrunde um Entgelterhöhungen gehen. Die letzte tabellenwirksame Entgelterhöhung fand 2018 statt", erläuterte Gans.
Dennoch wurden auch in der Zwischenzeit Tarifverträge abgeschlossen. Harald Gans nannte als Beispiele den zum Mobilen Arbeiten, der gerade in der Pandemiezeit außerordentlich wichtig war. Zudem habe es den Tarifvertrag zu den Corona-Beihilfen oder den Transformations-Baustein gegeben, der es Betrieben ermöglicht Einmalzahlungen zu einem festgelegten Satz als Teilentgeltauszahlung zu nutzen, wenn die Beschäftigung aufgrund von strukturellen Problemen gefährdet ist.

Letzte Änderung: 25.03.2022