Wir werden uns nicht abspeisen lassen

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25.01.2018 Während Arbeitgebervertreter und Gewerkschaftsvertreter sich in Böblingen zur nächsten Verhandlungsrunde einfanden, streikten in Tauberbischofsheim knapp eintausend Metaller.

Während Arbeitgebervertreter und Gewerkschaftsvertreter sich in Böblingen zur nächsten Verhandlungsrunde einfanden, streikten in Tauberbischofsheim knapp eintausend Metaller.
Tauberbischofsheim. Um Punkt 12 Uhr lief die große Sirene vor den Toren der Firma Weinig an. Mit einem Megafon bewaffnet, rief der Erste Bevollmächtigte der IG Metall, Gerd Koch, die Mitarbeiter zum Warnstreik heraus. Als gegen 13 Uhr der letzte Bus mit den Mitarbeitern der Firma Getrag aus Rosenberg eintraf, hatte sich der Vorplatz schon eindrucksvoll gefüllt.
Knapp 1000 Metaller, darunter Abordnungen der Firmen Azo (Osterburken), Bartec (Bad Mergentheim), Grammer (Hardheim), Eirich (Hardheim), Alfi (Wertheim, Ersa (Wertheim), Lauda Dr. Wobser (Lauda), Hilite (Seckach), Procter & Gamble (Walldürn) und Magna (Assamstadt) machten sich mit einem riesigen Pfeifkonzert auf den Weg durch die Innenstadt zum Wörtplatz. Währenddessen heizte dort auf der Bühne bereits Danny McCoy á la Ozzy Osbourne den Demonstranten ordentlich ein.
"Wenn Ihr Euch heute nicht bewegt, kann ich Euch nur sagen, wir haben unser Pulver noch lange nicht verschossen", wandte sich Koch an die Arbeitgeber, die in Böblingen gerade in die vierte Verhandlungsrunde in diesem Tarifstreit eingetreten waren.
Gewerkschaftssekretär Harald Gans berichtete kurz vom erfolgreichen Abschluss der Holz-Kunststoffbranche. "Wir haben Euch mit den vier Prozent mehr Lohn eine Steilvorlage geliefert", freute er sich über das Ergebnis.
"Das Signal an die Arbeitgeber ist mehr als deutlich", sagte Frank Iwer beim Blick in die große Menge vor der Tribüne. Iwer ist bei der IG Metall deutschlandweit für die Strategie und die politsche Planung zuständig. "Die Forderung nach sechs Prozent mehr Lohn ist gerecht. Das haben wir uns verdient", rief er vom Podium herunter. Auch den Anspruch auf eine Arbeitszeitverkürzung, wann immer sie jemand braucht, hält er für ein Recht des Arbeitnehmers. "Die Arbeitgeber sind wegen der Betriebsergebnisse in Champagnerlaune. Da werden wir uns nicht mit Selters abspeisen lassen", donnerte er. In Sachen Arbeitszeitverkürzung freute er sich über die große Unterstützung in der Gesellschaft. "Wir haben Rückenwind, wie wir ihn noch nie erlebt haben. Das ist unsere Chance auf einen echten Durchbruch." Die fehlenden Fachkräfte sieht er als hausgemacht an: "Wir brauchen attraktive Arbeitsbedingungen. Dann löst sich das Nachwuchsproblem von allein." Sollte es in der Nacht zu keinem wirklichen Angebot kommen, stellt Iwer ab nächster Woche, genauso wie Koch vor ihm, die 24-Stunden-Streiks in über 300 Betrieben bundesweit in Aussicht. Und wenn gar nichts läuft, wolle man eventuell gleich zur Urabstimmung über einen unbefristeten Streik übergehen. "Wir sind die Drücker an der Zahnpasta-Tube. Wir drücken solange, bis wir gewinnen", rief er unter lautem Pfeifkonzert.
Betriebsrat Elmar Mohr (Lauda Dr. Wobser) traf mit seiner Forderung nach einem freien Tag für die Auszubildenden unmittelbar vor ihren Prüfungen ins Schwarze. Denn auch diese Forderung wurde laut unterstützt. Sehr kämpferisch gab sich Andreas Uhl vom Vertrauenskörper bei Weinig. Am Ende seiner flammenden Rede rief er in die Menge: "Es riecht nach Streik".
Rainer Seifert ist Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Tauberbischofsheim. In seiner Funktion als Betriebsratsvorsitzender bei Bartec in Bad Mergentheim machte auch er klar, dass die Forderungen der IG Metall legitim seien. "Wir überlegen, ob wir nicht gleich in die Vollen gehen, wenn sich nichts bewegt", rief er den Massen zu.
"Nur wenn wir anständige Löhne bekommen, können wir auch anständige Preise für anständige Produkte bezahlen", meinte der Betriebsratsvorsitzende bei Weinig, Rainer Haag. "Wir können nur als Einheit den Arbeitgebern zeigen, dass sie nicht alles mit uns machen können", so der Vorsitzende des Ortsjugendausschusses der IG Metall, Nico Bucher. Sabine Maurer, Betriebsratsvorsitzende bei Magna, wies unter tosendem Applaus darauf hin, dass bei Magna bis Donnerstagfrüh 6 Uhr die Räder still stehen: "Denn unsere Nachtschicht ist hier", rief sie.
"Kein Ergebnis unter dem der Holz-und Kunststoffindustrie", das forderte am Ende der vielen Reden Lothar Harlacher, Betriebsratsvorsitzender bei Getrag.
Sehr zufrieden aufgrund der hohen Beteiligung verließ Frank Iwo die seiner Meinung nach sehr eindrucksvolle Kundgebung und fuhr Richtung Böblingen zu den Verhandlungen.
© Fränkische Nachrichten, Donnerstag, 25.01.2018

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Letzte Änderung: 25.01.2018