"Arbeitszeiten sollen zum Leben passen"

Warnstreik Fa. Grammer

17.01.2018 Warnstreik der IG Metall bei der Firma Grammer in Hardheim

Rund 250 Mitarbeiter der Firma Grammer gingen gestern in Hardheim auf die Straße"Wir brauchen Arbeitszeiten, die zu unserem Leben passen", fordern der Betriebsrat und die IG Metall.
Hardheim. Wie bereits in zahlreichen anderen Firmen in der Region gab es gestern auch in Hardheim einen Warnstreik. Um 13.30 Uhr versammelten sich zahlreiche der insgesamt 700 Beschäftigten von Grammer am Standort Hardheim vor den Werkstoren. Der Termin war so gewählt, dass sowohl die Arbeiter und Angestellten der beiden Früh- als auch der beiden Spätschichten daran teilnehmen konnten. Sie folgten damit dem Streikaufruf der IG Metall.
Von Gewerkschaftsseite waren neben den Grammer-Betriebsräten mit ihrem Vorsitzenden Rainer Hofmann unter anderem Jugendsekretär Michael Perner und Gewerkschaftssekretär Harald Gans von der Bezirksstelle Tauberbischofsheim anwesend.
"Komm, wir holen uns die Zeit", war auf einem Transparent zu lesen: Mit Trillerpfeifen, Plakaten und Fahnen machten die Streikenden ihrem Unmut über die Haltung der Unternehmer Luft. "Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist gut, die Auftragsbücher der Unternehmen sind voll und das Zeitkontingent der Beschäftigten ebenfalls", konstatierte Rainer Hofmann. "Wir wollen auch ein gutes Stück von dem Kuchen abhaben", forderte er, "und nicht nur die Krümel." Das Angebot der Arbeitgeber von zwei Prozent Lohnerhöhung sei ein "Schlag ins Gesicht". Das sah auch Gewerkschaftssekretär Harald Gans so: "Der Wirtschaft geht es so gut, wie lange nicht. Wir haben uns einen fairen Anteil verdient", begann er seine Rede zur Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie.
Sechs Prozent mehr Geld fordern die Gewerkschaftsmitglieder sowie einen Anspruch auf befristete Verkürzung der Arbeitszeit (bis zu zwei Jahre lang auf bis zu 28 Stunden in der Woche). Danach soll jeder auf seine alte Arbeitszeit zurückkehren können, statt in der Teilzeit hängen zu bleiben. Seit Jahren erleben wir doch, dass es immer nur umgekehrt läuft. Wir arbeiten immer flexibler, rund um die Uhr, auch am Wochenende, so wie es dem Arbeitgeber passt. Wir wollen, dass unsere Arbeitszeiten auch mal zu unserem Leben, zu unseren Bedürfnissen und zu unseren Familien passen", postulierte Gans.
In den bisherigen Verhandlungen haben die Arbeitgeber all diese Forderungen als völlig realitätsfern abgelehnt. "Aber wer Fachkräfte will, muss auch etwas dafür tun", plädierte der IG-Metall-Vertreter und forderte: "Wer aus wichtigen, existenziellen Gründen kürzer arbeitet, darf nicht alleingelassen werden. Kinder, Pflege, Gesundheit - das sind wichtige gesellschaftliche Aufgaben. Davon haben auch die Arbeitgeber etwas. Deshalb sollen sie sich an dieser Alternative zur Teilzeitarbeit beteiligen und einen Teil der Entgeltverluste ausgleichen!"

Letzte Änderung: 17.01.2018