Alles schaute auf Tauberbischofsheim

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11.01.2018 Tarifverhandlungen in der Stadthalle Tauberbischofsheim Branche Holz/Kunststoff

Zweite Runde in den Tarifauseinandersetzungen - Verhandlungen zum ersten Mal in der Kreisstadt. Über 500 IG Metall - Mitglieder zogen zur Stadthalle.

Auch wenn es in dieser Auseinandersetzung bereits die zweite Runde ist, für Tauberbischofsheim war es Premiere: zum ersten Mal saßen sich hier IG Metall und Arbeitgeber gegenüber.

Tauberbischofsheim. Aufgeregt sei er nicht, gibt Harald Gans zu. Er ist Gewerkschaftssekretär der IG Metall Tauberbischofsheim und gleichzeitig Mitglied in der Verhandlungskommission in Baden-Württemberg für die Holz- und Kunststoffbranche. Seit sieben Jahren nimmt er an den Tarifverhandlungen teil. Neben dem Prozedere kennt er viele Verhandlungsteilnehmer. Immerhin saß man in einer der letzten Tarifrunden für die Holz- und Kunststoffbranche bis morgens um halb vier zusammen, um ein Ergebnis zu erzielen.

Ausdrücklicher Wunsch

Da ist es kein Wunder, dass Gans an diesem Mittwoch bis zum Verhandlungsbeginn um 13 Uhr in der Stadthalle in Tauberbischofsheim relativ ruhig bleibt. Ihm ist es auch zu verdanken, dass diese Auseinandersetzung zwischen den 15 Arbeitgebern und 15 Vertretern der IG Metall zum ersten Mal in Tauberbischofsheim tagt. "Es war mein ausdrücklicher Wunsch, dass wir es hier machen. Immerhin ist die Verwaltungsstelle Tauberbischofsheim mit 1100 Gewerkschaftsmitgliedern allein in der Holz- und Kunststoffbranche die zweitgrößte in Baden-Württemberg.

Im Verhandlungsteam mit dabei ist Cornelia Miltenberger. Die junge Frau ist stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei der Firma Rauch in Freudenberg. Für sie sind diese Verhandlungen Neuland. Entsprechend groß ist ihre Aufregung, vor allem als sie vor die über 500 Metaller tritt, um der Forderung nach sechs Prozent mehr Lohn lautstark Nachdruck zu verleihen.

Seinen Startpunkt hatte der Demonstrationszug unmittelbar vor den Toren der Vereinigten Spezialmöbelfabriken. Nicht ganz unabsichtlich, wie der Erste Bevollmächtigte der IG Metall, Gerd Koch, versichert. Denn die Firma trat im Jahr 2009 aus dem Tarifverband aus.

Mit einem lauten Pfeifkonzert begibt sich der Demonstrationszug von der VS durch die Fußgängerzone zur Stadthalle. Als aus den Lautsprechern der Tote Hosen-Hit "An Tagen wie diesen" dröhnt, singen etliche lautstark mit.

Aus Solidarität

Einer von ihnen ist der 23-jährige Nico Bucher, der bei Weinig arbeitet. Auf die Frage, warum er mitgeht, antwortetet er prompt: "Aus Solidarität, weil wir wollen, dass unser Nachbar, die VS, wieder in den Tarifvertrag eintritt." Die Firma Weinig (IG Metall, Elektro- und Metallbranche) ist nicht die einzige, die Vertreter zur Demo geschickt hat. Mit dabei sind auch Abordnungen der Firma Magna aus Assamstadt oder der VS.

Auch Petra Baumann beteiligt sich am Warnstreik. Sie arbeitet bei der Firma Dometic Seitz in Krautheim und will durch ihre Anwesenheit zeigen, dass es ihr mit der Forderung nach mehr Lohn ernst ist.

Die wohl größte Abordnung, neben Mitarbeitern der Firmen Real (Külsheim), Ruppel (Lauda), Laukhuff (Weikersheim) und Klafs (Schwäbisch Hall) stellt an diesem Mittwoch die Firma Rauch. Hier arbeitet Thomas Zöller seit 28 Jahren in der Verladung. "Das ist ein wirklich schwerer körperlicher Job, kein Zuckerschlecken", sagt er und findet die Forderung nach sechs Prozent mehr Lohn als gerechtfertigt.

Umfrage bei Rauch

Um die Dringlichkeit der Lohnerhöhung zu untermauern, führte man bei Rauch eine Befragung durch, wofür man diese sechs Prozent dringend benötige. Von der 1200 Mann starken Belegschaft hatten sich über 1000 an der Befragung beteiligt. "Altersvorsorge", "Kreditabzahlung" oder "Gesundheit" standen da beispielsweise auf den Zetteln. Die hat Cornelia Miltenberger in einer großen Plastikbox mitgebracht. In ihrer kurzen Ansprache vor den Metallern unmittelbar vor der Stadthalle berichtet sie davon und erntet breite Zustimmung. Zu Beginn der Verhandlungen wird sie diese Kiste mit deutlichen Worten dem Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Ralf Krebs, übergeben.

Deutliches Zeichen

Neben Miltenberger ergreifen unter anderem auch Janusz Eichendorf von der Firma Hymer in Bad Waldsee oder Marcel Redmann von der Firma Real in Külsheim das Wort. "Ich bin mir sicher, dass wir mit so einem Streik etwas bewirken", ruft der junge Mann in die Menge. Martin Sambeth, von der IG Metall Bezirksleitung in Stuttgart, ist der Verhandlungsführer für die IG Metall-Abordnung.

Er sieht die große Anzahl der Demonstranten als deutliches Zeichen. "Mit dieser tollen Unterstützung gehen wir in die Verhandlungen", sagt er.

"Dies ist ein deutliches Zeichen an die Arbeitgeber. Aber es ist auch gleichzeitig Verpflichtung für uns", ruft Harald Gans und bekommt als zustimmende Antwort ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert, das am Ende der Kundgebung vor der Stadthalle von einer knallroten Rauchbombe untermalt wird.

Währenddessen haben sich in der Halle die Vertreter der Arbeitgeberseite bereits in einem kleinen Nebenraum zusammengefunden. Die lautstarken Proteste sind auch hier vernehmbar, wenn auch wesentlich leiser.

"Lasst euch nicht mit 1,5 Prozent abspeisen", ruft noch jemand aus der Masse den Verhandlungsteilnehmern hinterher, als diese die Stadthalle betreten.

Keine große Hoffnung

Wirklich groß ist Harald Gans’ Hoffnung auf ein endgültiges Ergebnis nicht. "Die Arbeitgeber müssen erst einmal ein Angebot unterbreiten", sagt er und gibt sich eher skeptisch. Kurz vor 13 Uhr betritt dann die Tauberbischofsheimer Delegation, bestehend aus Harald Gans, Cornelia Miltenberger, Hermann Zäuner (Betriebsratsvorsitzender der Firma Ruppel) den Konferenzraum der Stadt.

An zwei langen Tischen sitzt man sich gegenüber, die Fronten sind sichtbar. Was dann passiert, passiert 75 Minuten hinter verschlossenen Türen. Als diese sich öffnen, steht manchem Teilnehmer die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. "Nachdem das Angebot der Arbeitgeber auf dem Tisch war, wollten sie in eine kleine Drei-zu-Drei-Kommission gehen. Das haben wir abgelehnt", erzählt Gans. "Ich bin natürlich enttäuscht, weil ich dachte, dass von der Arbeitgeberseite ein intelligenteres Angebot kommt", kommentiert er den Ausgang, der dem des Tarifgebiets Westfalen-Lippe gleicht.

Bis zur nächsten Runde, am 23. Januar in Böblingen, wolle man den Schwerpunkt auf die Warnstreiks legen, erklärt Gans.

© Fränkische Nachrichten, Donnerstag, 11.01.2018 Autor: Heike Barowski (hei)

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Letzte Änderung: 11.01.2018