Verbandsausstritt Firma VS

IG Metall

06.07.2008 IG Metall: Stellungnahme zum Austritt der Vereinigten Spezialmöbelfabriken (VS) aus dem Arbeitgeberverband

"Für uns bedeutet das Häuserkampf"

"Mit Bestürzung haben wir den Austritt der Vereinigten Spezialmöbelfabriken (VS) aus dem Arbeitgeberverband zur Kenntnis genommen." Für Wolfgang Breuer, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Verwaltungsstelle Tauberbischofsheim, ist klar: "Jetzt sind die Arbeitszeit und das Entgelt die absoluten Knackpunkte."

Zum Jahresende, so kündigten die VS in der vergangenen Woche an, wolle der Schul- und Büromöbelhersteller aus dem Verband der Holzindustrie und Kunststoffverarbeitung (VHK) austreten (wir berichteten). Dass damit "keine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen", wie von den VS in der Pressemitteilung erklärt, einhergehe, glaubt Breuer allerdings nicht. Schließlich seien am selben Tag der VS-Austrittsbekanntmachung vom VHK zum Jahresende sowohl der Manteltarifvertrag als auch der Vertrag über das Weihnachtsgeld und der zur Übernahme von Auszubildenden gekündigt worden.

Hans-Georg Nitzsche, als Gewerkschaftssekretär zuständig für die holzverarbeitenden Betriebe, erinnerte an die seit 2002 geführten Auseinandersetzungen mit den VS, an mühsam geschlossene Sanierungsverträge aus den Jahren 2004 und 2005 sowie an den Ergänzungstarifvertrag vom Dezember 2007. Hier sei vereinbart worden, dass für 2008 pro Arbeitnehmer 46 Stunden und für 2009 35 Stunden vom Zeitkonto abgebucht würden. Rechne man mit 17 Euro durchschnittlichem Stundenlohn, ergäbe das bei 950 Beschäftigten gut 1,3 Millionen Euro in der Summe. "Diese Einigungen waren nur auf der Grundlage einer Tarifbindung möglich", so Nitzsche. Und Breuer fügt hinzu: "Jetzt kommt die große Klatsche gegenüber den Beschäftigten."

Kämpfen will die IG Metall für einen Verbleib der VS in der Tarifbindung. Denn mit dem Austritt befürchtet sie "einen Schritt in Richtung Lohndumping", wie in anderen Fällen bereits beobachtet. Zunächst aber gelte es, die Beschäftigten des Unternehmens zu informieren, was ein Austritt aus dem Verband und der damit einhergehende Wegfall der Tarifbindung bedeutet.

In einem am Donnerstag ausgegebenen Flugblatt wird neben "Manteltarifvertrag" oder "Tarifflucht" auch der Begriff "Nachwirkung" erläutert: "Wenn ein Tarifvertrag gekündigt wurde oder abgelaufen ist, gelten seine Regeln so lange nach, bis sie durch eine neue Abmachung ersetzt werden. Die Bestimmungen gelten dann aber nur für Gewerkschaftsmitglieder", heißt es da.

Tarifvertrag wirkt nach

"Solange keine individuellen Änderungen vereinbart werden, wirkt der Tarifvertrag für Gewerkschaftsmitglieder nach", so Breuer. Das gelte auch für Auszubildende, denen bislang per Tarifvertrag die einjährige Übernahme im Anschluss an die Ausbildung garantiert wäre. Doch Breuer sieht durch die Aufgabe der Tarifbindung eine große Gefahr: "Erpressungsmethoden gegenüber dem Einzelnen sind Tür und Tor geöffnet." Deshalb laute für die IG Metall die Devise, gemeinsam mit den Beschäftigten alles zu unternehmen, damit der Betrieb wieder tarifgebunden wird."

Dass ansonsten ein an die kommende Tarifrunde gekoppelter Anerkennungstarif ausgehandelt werden soll, unterstrich Breuer. Und dass dieser Weg kein einfacher werden dürfte, untermauert er mit dem Satz: "Für uns bedeutet das Häuserkampf." All das nämlich, was bei Tarifverhandlungen ansonsten im Bezirk organisiert wird, müsse die IG Metall Verwaltungsstelle Tauberbischofsheim dann allein auf die Beine stellen. Zunächst aber hat Breuer einen Brief an den geschäftsführenden Gesellschafter der VS, Prof. Dr. Thomas Müller, geschrieben, in dem die IG Metall ihre Verärgerung über die Austrittsentscheidung ausdrückt und den Ausstieg aus der Tarifbindung als "Irrweg" beschreibt.

Letzte Änderung: 30.11.2010