1. Mai 2008

IG Metall

05.05.2008 DGB-Maikundgebung in Bad Mergentheim: Mairedner Josef Bechtel fordert die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems

"Bildung ist Schlüssel für gutes Leben"

"Durch das Festhalten am dreigliedrigen Schulsystem bringt die Landesregierung viele Kinder um ihre Zukunftschancen". Davon ist Josef Bechtel von der IG Metall Landesbezirksleitung Stuttgart überzeugt, der am Maifeiertag auf dem gefüllten Marktplatz die Mairede der DGB-Region Heilbronn-Franken hielt.

DGB-Maikundgebung in Bad Mergentheim

"Gute Arbeit muss drin sein!", lautete in diesem Jahr das Motto der 1. Maikundgebungen. Und für Bechtel ist gute Arbeit mit vielen Aspekten, aber vor allem auch mit guter Bildung und Ausbildung verbunden. Doch sei "unser Bildungssystem in einem schlechten Zustand", auch weil es "zu wenig Bildungschancen für Kinder aus armen Familien und mit Migrationshintergrund bietet". Ursache des Übels sei das dreigliedrige Schulsystem, "das in weiten Teilen ausschließt statt fördert", weshalb der Gewerkschaftler die Abschaffung dieses Systems forderte. Vor Bechtels Rede hatte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Tauberbischofsheim, Wolfgang Breuer, die Kundgebung eröffnet, die von der Stadtkapelle Bad Mergentheim musikalisch gestaltet wurde.

DGB-Maikundgebung in Bad Mergentheim

Die "Gier nach mehr Profit", sagte Breuer, sei keine Spezialität der Finanzwirtschaft. Bestes Beispiel sei die Nokia-Schließung in Bochum, die der Gewerkschaftler als "pure Rücksichtslosigkeit gegenüber Beschäftigten und Gesellschaft" anprangerte. Von dem "gewaltigen Wandel", der den Industriestandort Baden-Württemberg erfasst habe, seien auch die mittelständischen Unternehmen in der Region betroffen.

Reguläre Beschäftigung werde häufig durch Leiharbeit, Befristungen oder Minijobs ersetzt, wo betriebs- und tarifpolitische Instrumente an Grenzen stießen. Hier müsse die Devise "Gleiche Arbeit für gleiches Geld" lauten: Auch Leiharbeit müsse fair gestaltet werden. Wie Josef Bechtel in seiner Mairede ergänzte, würden Leiharbeiter "auch in Betrieben dieser Region" für die gleiche Arbeit 30 bis 40 Prozent weniger Lohn bekommen als die Stammbelegschaften. Das sei eine "skandalöse Praxis", wie er kritisierte. DGB-Maikundgebung in Bad Mergentheim

Auch die Situation auf dem Lehrstellenmarkt sei "weiterhin kritisch und angespannt". Nur 44,7 Prozent der 83 000 aktiv Lehrstellen Suchenden hätten einen Ausbildungsplatz bekommen. Der Rest "steckt nun in Warteschleifen an Berufsschulen oder in Maßnahmen der Arbeitsagentur", die aber "zu keine qualifizierten beruflichen Abschluss" führten.

Auch Bechtel prangerte die "weltweit schrankenlose Gier nach Profit" an. Durch die Spekulation mit Rohstoffen und Lebensmitteln würde diese "exorbitant verteuert und bringen ganze Volkswirtschaften an den Rand des Ruins". Bechtel warnte davor, die "Profiteure des finanzpolitischen Desasters, das in den letzten Monaten angerichtet wurde" mit Steuergeldern zu sanieren. Heftig wandte sich der Redner auch dagegen, dass "die Einkommen aus Gewinnen und Vermögen explodieren, die Reallöhne stagnieren". Das sei "ungerecht und wirtschaftlich dumm". Er prognostizierte, dass hierdurch in den nächsten Jahren "Millionen Menschen Armut" drohe, die soziale Spaltung sei vorprogrammiert. Er sprach sich dagegen für eine ausgeglichene "Balance" zwischen arm und reich aus.

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DGB-Maikundgebung in Bad Mergentheim

DGB-Maikundgebung in Bad Mergentheim

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Letzte Änderung: 30.11.2010