Auf ihrer konstituierenden Sitzung trafen sich die neugewählten Delegierte der IG Metall Verwaltungsstelle Tauberbischofsheim in der Werbacher Tauberhalle um Bilanz über die Arbeit der vergangenen vier Jahre zu ziehen und ihren geschäftsführenden Ortsvorstand neu zu wählen.

Zu Beginn des Abends konnte der 2. Bevollmächtigte Gerd Koch neben den 57 "neuen" Delegierten aus den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie, der Holzund Kunststoffindustrie und des Metallhandwerks des Main-Tauber- und NeckarOdenwald-Kreises zahlreiche Gäste begrüßen darunter den Vertreter der Stuttgarter Bezirksleitung Josef Bechtel und den ehemaligen 1. Bevollmächtigten Arnold Exner.

Der 1. Bevollmächtigte Wolfgang Breuer ergänzte seinen vorliegenden schriftlichen Geschäftsbericht mit einem kurzen Rückblick auf die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen vor denen auch die Gewerkschaftsarbeit vor Ort zu bewerten sei. Die Entstehung weltweiter Produktions- und Handelsnetze und ein globalisierter Kapitalverkehr beträfe längst nicht mehr einzelne Großkonzerne, "sondern auch kleine und mittelständiges Unternehmen unserer Region sind international tätig. Die Beschäftigten sind davon häufig unter drohenden Produktionsverlagerungen nicht allein durch die Gefährdung ihrer Arbeitsplätze, sondern auch mit Forderungen ihrer Arbeitgeber nach Einkommenskürzungen und unbezahlter Erhöhung der Arbeitszeiten direkt betroffen", so Breuer. Als Schwerpunkt seines Berichts benannte er die großen Auseinandersetzungen dazu in einzelnen Unternehmen, die schwierigen Verhandlungen und bedankte sich für das Engagement der Betroffenen, ohne die die guten Ergebnisse dieser Abwehrkämpfe nicht möglich gewesen seien. Für die künftige Arbeit skizzierte Wolfgang Breuer neben der jeweils vorrangigen Betreuung der Arbeitnehmer und ihrer Betriebsräte bei aktuellen Konflikten die überregionalen Aufgaben heraus. Kernaufgabe bleibe natürlich klar die Tarifpolitik beginnend mit Entgelttarifrunde schon im Herbst dieses Jahres. 2009 laufen die Tarifverträge zur Altersteilzeit (gebunden an die auslaufende Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit) aus. Unabdingbar sei jedoch für die Beschäftigten die Möglichkeit vor ihrem 67. Lebensjahr finanziell abgesichert aus den Betrieben ausscheiden zu können. Neben der Notwendigkeit eines neuen Tarifvertrages werde sich die IG Metall weiter dafür stark machen, dass die Rente mit 67 zurückgenommen werde.

Als weiteren Aufgabenschwerpunkt kündigte der Bevollmächtigte die bundesweit angelaufene Kampagne der IG Metall gegen die Zunahme der Vergabe von Leiharbeit an. Laut einer aktuellen Bestandsaufnahme spiele Leiharbeit in 18 Betrieben seines Betreuungsbereiches mittlerweile eine ernst zunehmende Rolle. Für die Beschäftigten besorgniserregend hoch sei der Anteil von Leiharbeit in den Firmen Ruppel in Lauda-Königshofen sowie der Firma König in Wertheim. Die Anzahl von Leiharbeitnehmer steige zu Lasten der Festangestellten. Dies gälte es einzudämmen einerseits zu Gunsten der abgesicherten Festarbeitsverhältnisse und um der dabei teils gravierenden Entgeltungerechtigkeit einen Riegel vor zu schieben.

Verwaltungsstellenintern sei die IG Metall Tauberbischofsheim in Bezug auf einen stabilen Mitgliederstand, eine gute Kassenlage und künftig mit einer vierten hautamtlichen Gewerkschaftssekretärin auch personalmäßig für die vorliegende Arbeit gut gerüstet. Wolfgang Breuer bedankte sich für die Zusammenarbeit bei den betrieblichen Funktionsträgern, seinen Kollegen und den Verwaltungsangestellten.

Vervollständigt wurde der Rechenschaftsbericht mit dem Beitrag des 2. Bevollmächtigten, Gerd Koch, zum Stand der Umsetzung des Entgeltrahmenabkommen (kurz ERA). Dies tarifpolitische Reformenprojekt regelt neue Entgeltstrukturen in der Metall- und Elektroindustrie. Es gleiche die Eingruppierungen den veränderten Anforderungen in der heutigen Arbeitswelt an, mache Schluss mit überholten Unterscheidungen z.B. zwischen Arbeiter und Angestellten und schaffe so mehr Einkommensgerechtigkeit. Die komplizierte jeweils einzelbetriebsbezogene ERA-Umsetzung sei fast in allen tarifgebundenen Betrieben der Verwaltungsstelle erfolgreich für die Beschäftigten abgeschlossen. Nach dem Revisionsbericht zur Kassenführung konnten auch die Geschäftsführer und die Ortsvorstandsmitglieder für ihre Arbeit einstimmig entlastet werden. Damit war der Weg für die Neuwahlen frei.

Große Überraschungen waren in den folgenden Wahlgängen zur Geschäftsführung der IG Metall Verwaltungsstelle nicht erwartet worden. Als einziger Kandidat wurde Wolfgang Breuer mit 84,2 % der Stimmen erneut zum 1. Bevollmächtigten und Kassierer in seinem Amt bestätigt. Zur Seite steht auch künftig Gerd Koch als 2. Bevollmächtigter, der ohne Gegenkandidat mit 96,4 % von den Delegierten gewählt wurde. In den Ortsvorstand wurden weiter 13 ehrenamtliche BeisitzerInnen aus den Betrieben des NOK und MTK mit breiter Unterstützung der Delegierten gewählt: Selina Eichhorn (Fa. Magna), Sylke Fischer (Fa. Alfi), Harald Gans (Fa. Lauda), Lothar Harlacher (Fa. Getrag), Patrik Heck (Fa. VS), Rudolf Karliczek (Fa. Braun), Werner Martin (Fa. Hydraulik-Ring), Markus May (Fa. König), Edelburga Schell (Fa. Scheuermann & Heilig), Rainer Seifert (Fa. Bartec), Klaus Wackenreuter (Fa. Weinig), Markus Weniger (Fa. Eirich) und Hermann Zäuner (Fa. Ruppel).

Der Vertreter der Stuttgarter Bezirksleitung Josef Bechtel wertete dann auch die guten Stimmergebnisse als Bestätigung für die kontinuierliche und erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit in unserer Region. Ebenso zügig vollzogen sich die Wahlen für die Mitglieder zur Bezirkskonferenz und der Mitglieder zu der Großen Tarifkommission. Einstimmig gewählt wurden zur Bezirkskonferenz als Delegierte Wolfgang Breuer, Selina Eichhorn, Peter Klement und Werner Martin. Als Ersatzdelegierte Gerd Koch, Tina Wiescholek, Patrik Heck und Markus May.

Ebenfalls einstimmig in die Großen Tarifkommissionen werden folgende Mitglieder entsandt. Metall- und Elektroindustrie: Wolfgang Breuer, Klaus Wackenreuter, Karl Graser und Roswitha Rubey. Metallbau (Schlosser/-Schmiede/Feinwerktechnik): Hans-Georg Nitzsche, Bernd Flegler und Markus May. Holz und Kunststoff Industrie: Hans-Georg Nitzsche, Julia Roth, Hermann Zäuner, Peter Klement und Patrik Heck.