Gemeinsamer Kampf für flexible Lösungen

IG Metall

06.04.2008 Postkartenaktion: IG Metall-Votum für Fortsetzung der Altersteilzeit

"Wir brauchen weiterhin eine Vorruhestandsregelung für die Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht bis 67 arbeiten können." Wolfgang Breuer, 1. Bevollmächtigter der IG-Metall Verwaltungsstelle Tauberbischofsheim, stellte diese Forderung gegenüber MdB Kurt Segner und im Namen des Großteils der Beschäftigten aus den Betrieben des Neckar-Odenwald- und des Main-Tauber-Kreises. Grund des Besuchs von Gewerkschaftsvertretern und Betriebsräten in der
CDU Kreisgeschäftsstelle am Donnerstag war die Übergabe von 2028 Postkarten an den CDU-Bundestagsabgeordneten, in dem Arbeitnehmer verdeutlichen, wie wichtig ihnen die Schaffung von gesetzlichen Rahmenbedingungen ist, um den flexiblen Übergang in Altersteilzeit auch nach deren Auslaufen im kommenden Jahr zu ermöglichen.

Für die IG-Metall seien neue Wege für gleitende Übergänge vom Erwerbsleben in die Rente notwendig, so der 1. Bevollmächtigte. Und sein Stellvertreter Gerd Koch fügte an: "Wenn die Leute gehen müssen, weil sie nicht mehr können und dabei hohe Abschläge bei ihrer Rente in Kauf nehmen müssen, droht die totale Altersarmut." Um den Bundestagsabgeordneten aufzufordern, sich persönlich für flexible Altersübergänge einzusetzen, sei die Postkartenaktion gestartet worden. Dringend notwendig sei es, die 20-prozentige Zuzahlung der Arbeitsagentur bei Altersteilzeit wieder einzuführen und hierfür eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, so die Argumentation der Gewerkschafter.

Kurt Segner räumte ein, dass er dem Paket von Arbeitsminister Müntefering zugestimmt habe, weil ansonsten "die Regierung auseinander geflogen wäre." Politik sei nun mal ein Kompromiss, so der MdB. Die CDU sei mit der Meinung angetreten, dass derjenige, der 45 Jahre einbezahlt hat, ohne Abschläge in Rente gehen sollte.

Unser Ziel ist es, dass das Gros bis zum Alter von 65 Jahren arbeite, meinte Segner. Momentan liege der Schnitt bei Männern bei 59,5 Jahren, bei Frauen bei knapp über 60 Jahren. Als Verteidigung seines Abstimmungsverhaltens meinte Segner: "Was meinen sie, wie oft wir mit der Faust in der Tasche abstimmen." Doch beim Müntefering-Paket sei die Zustimmung der politischen Verantwortung gezollt.

Segner räumte ein, dass auch er für flexible Lösungen sei, denn wer mit 63 Jahren und den entsprechenden Abschlägen gehen muss, "kann davon nicht leben". Zudem mache die Arbeitsbelastung in etlichen Bereichen einen vorzeitigen Ausstieg aus gesundheitlichen Gründen notwendig. "Wir sollten für eine flexible Lösung kämpfen, denn die Zeit, in der jemand einbezahlt hat, muss berücksichtigt werden", so Segner.

Die Betriebsräte unterstrichen, wie wichtig es sei, eine Verjüngung der Belegschaft zu erreichen, wie sie durch das Prinzip der Altersteilzeit - ein älterer Arbeitnehmer geht, ein Jüngerer oder Arbeitsloser wird eingestellt, wofür es entsprechende Förderungen durch die Bundesagentur für Arbeit gibt - ermöglicht wird.

Selina Eichhorn, Betriebsratsvorsitzende der Assamstadter Firma Magna fragte, wie ein Arbeitnehmer, der aufgrund wachsenden Leistungsdrucks bereits mit 35 oder 40 Jahren krank werde, seine Arbeit noch bis zum 67. Lebensjahr ausüben soll? Und ihr Kollege Thomas Schnellenpfeil fügte an, dass nicht für alle die Möglichkeit bestünde, Schonarbeitsplätze in Anspruch zu nehmen, weil die begrenzt seien.

Auch Klaus Wackenreuter, Betriebsratsvorsitzender der Weinig AG, betonte: "Wir brauchen die Verlängerung der Altersteilzeit, denn wir müssen unsere Mannschaft auffrischen."

Markus Weniger, Betriebsratsvorsitzender des Unternehmens Eirich nannte die Chance zur Altersteilzeit als Vorraussetzung für die Übernahme junger Leute. Und Elmar Mohr von der Firma Lauda sprach von einem Tempo bei der Entwicklung, den ältere Arbeitnehmer teilweise einfach nicht mehr mitgehen könnten. Viele, und nicht nur Gewerkschaftsmitglieder, hätten deshalb die Chance zur Altersteilzeit genutzt.

Letzte Änderung: 30.11.2010